"Im wahren Künstler vereinigen sich Einflüsse aus Herkunft und Umwelt. So ist es auch bei Geigenberger: Das Süddeutsch-Bayerische ist in den kraftvoll-sinnenhaften Farben, ebenso klingt etwas Mittelmeerisches (das wir in den Inn-Städten finden - Geigenberger ist in Wasserburg geboren) an, daneben jedoch steht das Schwerblütigere. Nach der Heimkehr vom Aufenthalt an der Deutschen Akademie in Rom 1934 schreibt der Maler: "Und doch freute ich mich nach meiner Rückkehr auch wieder der Herbheit unserer deutschen Landschaft, die einen wohltuenden Gegensatz zu dem 'ewig blauen' Himmel Italiens bildete." Seine Fähigkeit, die Erscheinungen der Natur in sehr persönlicher Weise, aber immer in Gesetzmäßigkeit und Verbindlichkeit vor unsere Augen zu stellen, hat Geigenberger zu einem der bedeutendsten und wertbeständigsten Maler werden lassen.
Geborgen wurde Otto Geigenberger am 6. Juni 1881, der Tod ereilte ihn am 6. Juli 1946 in Ulm. Dazwischen liegen die Jahre rastloser Arbeit, aber auch des Erfolges: Ausbildung an der Münchener Kunstgewerbeschule und am Polytechnikum; Studienreisen durch Deutschland und ins Ausland, die in zahlreichen Städtebildern und Landschaften Niederschlag fanden. Den Ölbildern gleichwertig sind die Aquarelle, die durch die Unmittelbarkeit der Wiedergabe eines Seherlebnisses bestechen. In seiner unpathetischen Art wurde Geigenberger Vorbild und Anreger einer neuen Malergeneration.
Geigenberger, Mitglied der Ulmer Künstlergilde und Neuen Gruppe München, wurden viele Ehrungen zuteil, so die Dürer-Medaille und der Preis des Deutschen Künstlerbundes."
(Richard W. Eichler, Kunst und Künstler, J. F. Lehmanns Verlag München, 1962, S. 75).

Foto: Richard W. Eichler, Künstler und Werke, J. F. Lehmanns Verlag München, 1962, Abb. S. 75.