"Die Leistung, die diesem Maler eine Sonderstellung in der Kunst unseres Jahrhunderts sichert, ist eine völlig neue Auffassung vom religiösen Bild. Caspar hat es wieder befreit von einer unangemessenen Süßlichkeit und Glätte, hat es - aus seiner tiefen Gläubigkeit heraus - wieder erfüllt mit wahrhaft biblischem Geiste. Ihm war es gegeben, Farbe nicht nur als optischen Reiz, sondern als Abglanz des Überirdischen anzuwenden. Durch sein Werk wurde die Frage, ob Metaphysisches mit gegenständlichen Mitteln aussagbar sei, erneut bejaht.
Karl Caspar wurde am 13. März 1879 in Friedrichshafen am Bodensee geboren. Seine Ausbildung erhielt er an den Akademien in Stuttgart und München, wo insbesondere Ludwig von Herterich und Robert von Haugh seine Lehrer waren. Ein kunsthistorisches Ereignis war der Auftrag des Bamberger Weihbischofs Dr. Senger zur Ausmalung der Apsiswölbung im Ostchor des Bamberger Domes. 1913 war dem Maler der Villa-Romana-Preis zugesprochen worden, und 1922 erreichte ihn der Ruf der Münchener Akademie als Professor und Leiter einer Malklasse. Dort wirkte er bis zu seiner Zwangspensionierung im Jahre 1937. 1946 holte die Akademie ihren verdienstvollen Lehrer zurück. Vielfache Ehrungen wurden Professor Caspar zuteil, darunter das vom Bundespräsidenten verliehene Große Verdienstkreuz.
Am 22. September 1956, als eben eine umfangreiche Ausstellung seiner Bilder in München stattfand, verließ uns diese große Künstlerpersönlichkeit. Über seine Erdentage hinaus werden Caspars Werke vom starken Leben und der künstlerischen Kraft dieses Malers zeugen."
(Richard W. Eichler, Künstler und Werke, J. F. Lehmanns Verlag München 1962, S. 27).

Foto: Eduard Hindelang (Hrsg.), Karl Caspar, Das druckgraphische Werk, Gesamtverzeichnis, Museum Langenargen am Bodensee, 1985, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, Abb. S. 13.