"Er hatte in Biberach an der Riß begonnen. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts entdeckte dort ein Maler bei einem Krämer Kinderzeichnungen auf Einwickelpapier. Der Künstler spürte den Buben auf und holte ihn ins Atelier sowie in seinen Zeichenunterricht an der Lateinschule. Der Vater des Buben verdiente sein Brot als Taglöhner bei einem Bauern. Er brachte zeit seines Lebens nicht die 100fl (Gulden) auf, um das Bürgerrecht von Biberach zu erwerben. Der Sohn aber, dessen Talent beim Krämer entdeckt worden war, wurde später zum Mäzen der württembergischen Stadt. Er erwarb als Maler in München ein Vermögen und hatte 1904 in seinem Testament verfügt: 260000 Mark erhält der Künstler-Unterstützungsverein München, aus den Zinsen sind Altersrenten zu zahlen; 10000 Mark erhält die Stadt Biberach zum Bau eines Museums, dazu den gesamten künstlerischen Nachlaß, der aus 670 Gemälden, 52 Skizzenbüchern, 64 Gemälden anderer Künstler besteht. Dieser Voraussicht des Malers Anton Braith ist es zu danken, daß sein künstlerisches Werk und das seines Freundes [Christian Mali] im Braith-Mali-Museum in Biberach bis heute für jedermann erreichbar ist (...)
Mit der Entdeckung beim Krämer war wohl der künstlerische Weg von Braith, nicht aber auch der Erfolg eingeleitet. Die Studienzeit an der Stuttgarter Kunstschule ist von Not überschattet. Eines Tages bricht Braith auf öffentlichem Platz zusammen. Die Königin von Württemberg erfährt davon, kauft das Gemälde "Heuernte" zu einem Preis, der für den Maler ein Geschenk bedeutet. Künstlerisch entscheidend wird für ihn 1860 der Aufbruch nach München. Zusammen mit Kappis verläßt Braith die biedermeierliche Enge, die ihn bisher umgeben hat. In München entdeckt er die Kunst, nach der es ihn verlangt hatte. Obwohl er nicht Pilotys Schüler wird, beeindruckt ihn doch das französische Kolorit, mit dem dieser Lehrer das Münchner Atelierleben bereichert hat. Eine wenn auch weitgehend realistische, so malerisch doch sehr temperamentvolle Auffassung kennzeichnet fortan Braiths Bilder. Er kann jetzt auf das Genre verzichten, auf die Erzählung, das Anekdotenhafte (...) Ohne je das Streben nach präziser Wirklichkeit ganz aufzugeben, blüht Braiths Kolorit auf. Zwar vermag er später Heinrich Zügel, mit dem er vertraut war, nicht mehr zu folgen, doch verbindet beide eines: Sie stammen von Bauern, waren mit Tieren und Herden aufgewachsen und somit gefeit, die Kreatur zu idealisieren. Jede Skizze drückt die Vertrautheit, die Kenntnis von Schaf und Rind aus."
(Hans Heyn, Süddeutsche Malerei aus dem bayerischen Hochland, Rosenheimer Verlagshaus 1979, S. 104).
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Anton Braith1836 Biberach an der Riß - 1905 Ebenda
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Foto: Uwe Degreif, Anton Braith, Tiermaler in München, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu, 2005, Abb. S. 294.